Leitbild

Ein Festival gegen Rassismus – laut, divers und fröhlich. Diese Worte zu verbinden, erscheint in Anbetracht der Ernsthaftigkeit des Themas vollkommen absurd. Und doch verbinden wir sie. Warum?

Mit einer Mischung aus Musik, Workshops, Vorträgen und Infoständen wollen wir einen Raum zum Austausch und zur Vernetzung schaffen. Wir möchten die Bühne für von Rassismus konfrontierte Menschen öffnen und ihnen eine Plattform bieten, um ihre Themen und Forderungen an nicht betroffene Menschen zu adressieren. Wir möchten als nicht mit Rassismus konfrontierte Betroffenen zuhören, lernen, in den Dialog treten und gemeinsam Lösungsansätze suchen, wie gleichberechtigte Teilhabe und Chancengleichheit gesellschaftlich verankert werden kann.

Das Festival mit seinem breitgefächerten Programm möchte zur Partizipation und Mitgestaltung anregen, lädt damit alle Menschen ein, sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Dabei stehen vor allem junge Menschen im Fokus, die oft im soziokulturellen Raum und der Politik nicht mitgedacht werden.

Wir wollen junge Menschen motivieren, eine Stadt und eine Gesellschaft zu gestalten, die sich zivilgesellschaftlich engagiert, sich gegen Rassismus – sei es individueller oder struktureller Rassismus – eintritt und nachhaltig rassismuskritisch sowie machtkritisch handelt und ein achtsames Miteinander etabliert.

Die Veränderungen und Entwicklungen der letzten Jahre haben strukturelle Benachteiligung von Menschen in unserer Gesellschaft nicht nur sichtbarer gemacht, sondern auch weiter verstärkt. Menschen, die vor der Pandemie benachteiligt und von Ressourcen ausgeschlossen waren, haben nun einen noch eingeschränkteren Zugang. Rassismus ist ein zentraler Aspekt des Systems – unserer Gesellschaft – der koloniale Kontinuitäten fortschreibt und Machtstrukturen verfestigt. Oder anders gesagt: unsere Gesellschaft basiert darauf, dass die einen Menschen schlechter behandelt und ausgebeutet werden als die anderen und eben diese Menschen, die nicht mit Rassismus konfrontiert sind, davon profitieren.

Auf dem Festival gegen Rassismus wollen wir einen Fokus auf das Thema Rassismus setzen. Es soll ein Raum geschaffen werden, in dem aufeinander zugegangen, gemeinsam gelernt, aber auch gemeinsam gechillt wird. Wir sind der Überzeugung, dass wir mit dem Festival einen kleinen Moment der Aufmerksamkeit schaffen können, der vielen Menschen neue Perspektiven auf Rassismus und ihre eigene Verantwortung in unserer Gesellschaft ermöglichen.

Kommerzielle Ziele wollen wir nicht mit dem Festival verbinden und stattdessen durch ehrenamtliches Engagement ein nachhaltiges, soziales, rassismuskritisches Event für die Stuttgarter Jugend ermöglichen. Konsequent im Sinne des Festivals ist natürlich, dass diskriminierendes oder grenzüberschreitendes Verhalten von uns Veranstalter*innen nicht geduldet wird – ein Awareness-Team steht Betroffenen zur Seite und bietet emotionale Erste Hilfe!

Programm

Bühnenprogramm

Das Projekt Yad be Yad arbeitet eng mit dem Projekt Schalom und Salam zusammen, ein Begegnungs- und Bildungsprojekt für junge Menschen mit Antisemitismus- und Rassismuserfahrung.
Furkan Yüksel studiert Geschichtswissenschaften im Master an der Universität Tübingen. Kiril Denisov studiert im Master of Education Politikwissenschaft und Russisch. Beide sind Schalom und Salam-Botschafter und Teamer im Projekt Yad be Yad.

 

14:45 bis 15:00 Uhr – Eine Perspektive auf Anti-Schwarzer Rassismus (Input)

Nach einer abenteuerlichen Flucht aus der Ukraine landen auch internationale Studierende – Schwarze, Indigene und People of Color ohne ukrainische Staatsbürgerschaft – in Stuttgart. Hier werden sie wie Geflüchtete zweiter Klasse behandelt. Sie sind immer noch traumatisiert vom Krieg, durch den jeder Aspekt ihres Lebens verloren gegangen oder entwurzelt worden ist. Ihre Träume wurden zerschlagen und die Perspektiven und Möglichkeiten, die sie in der Ukraine suchten, wurden zerstört. Auf ihrem Weg von der Ukraine nach Deutschland mussten sie aufgrund von Diskriminierung und Racial Profiling abermals Gewalt erleben. In Deutschland angekommen, waren sie mit weiterer Diskriminierung auf struktureller Ebene konfrontiert, da die derzeitige Politik des Landes sie aktiv daran hindert, eine Perspektive für den Wiederaufbau ihres Lebens zu finden.

15:00 bis 15:15 Uhr – Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja (Input)

Die Anlaufstelle „Pro Sinti & Roma“ soll den Menschen, die hier leben, egal welcher Herkunft und Religion, den Zugang zur Gesellschaft erleichtern. Das Projekt soll ein Türöffner für die Menschen sein, die sich irgendwo zwischen Herkunfts- und Zuwanderungsland befinden. Dazu bietet das Projekt verschiedene Angebote zu unterschiedlichen Fragen, die sich im täglichen Leben stellen, an. Die Kommunikation findet in zwei Sprachen statt. In der Sprache, die die Menschen beherrschen, in der sie auch eine gewisse Stärke mitbringen, und in der neuen Sprache, die im Zuwanderungsland gesprochen wird.

Die Anlaufstelle „Pro Sinti & Roma“ möchte den Menschen einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, die unsere Gesellschaft anbietet, geben. Personen mit Startschwierigkeiten werden begleitet, bis sich ihr neuer Lebensmittelpunkt so stabilisiert hat, dass eine Unterstützung hinfällig wird. Alle notwendigen Kenntnisse sollen vermittelt werden. Dazu gehört beispielsweise die Aufklärung über die Funktionsweise von Behörden, wie auch Informationen über das allgemeine gesellschaftliche Leben hier.

Kemal Ahmed -Leiter der Anlaufstelle und Koordinator des Netzwerkes „Pro Sinti & Roma“- wird einen Kurzinput zu Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja halten und an der nachfolgenden Podiumsdiskussion zu strukturellem Rassismus teilnehmen.

15:30 Uhr bis 16:30 Uhr – Podiumsdiskussion zu strukturellem Rassismus

Struktureller Rassismus ist ein Begriff, welcher sich in den vergangenen Jahren immer wieder im Kontext von Diskussionen zum Thema Rassismus auftaucht: Rassismus ist kein Problem des:der Einzelnen, sondern ein strukturelles Problem. Wir wollen mit Expert:innen darüber sprechen, die selbst mit Rassismus konfrontiert sind und die Fragen stellen: Was ist struktureller Rassismus? Was muss getan werden, um strukturellen Rassismus zu bekämpfen?
In vorab stattfindenden Kurzinputs werden die unterschiedlichen Perspektiven der Expert:innen auf Rassismus vorgestellt.In Kürze werden wir auch die Moderation der Podiumsdiskussion ankündigen.

Musikalisches Programm

Ich spiele Afrobeats, Amapiano, Dancehall und Reggaeton für alle. Wenn ich auflege sorge ich persönlich dafür, dass es ein safer space ist, egal welche Religion, Sexualität, Herkunft oder Hautfarbe. Mich hört man beim Afrika Festival in Würzburg, Ski Ausfahrten in der Schweiz oder einfach beim dancen in Stuttgarter Clubs. Politisch muss ich selber aktiv für eine Änderung sorgen, weil für mich relevante Themen nicht angegangen werden. Daher versuche ich Bewegungen mit meiner Musik zu unterstützen, wie die BLM Stuttgart, Migrantifa und fff.
Mitte der 90er-Jahre, Berlin, Neukölln. Damals war der Bezirk berüchtigt für Armut und Kriminalität, keine schöne Gegend für ein Kind. Im Herzen dieser Hood wuchs Ilhan wie so viele andere stimmlose Migrantenkinder auf – lange bevor die Gegend immer mehr zum Szenebezirk gentrifiziert wurde und seine Eltern zwang, eine kleine Wohnung in einer Hochhaussiedlung am Rande des Bezirks zu beziehen. Polizei und Gerichtsvollzieher jagten die Familie aus ihrer Wohnung, da war Ilhan gerade 14 Jahre alt; seine beiden Schwestern noch jünger. Seine Mutter erlebte den Umzug allerdings nicht mehr – Sie wurde in die Türkei abgeschoben. Fortan ist auch auf den Vater kein Verlass mehr. Als den „verzweifelten Versuch eines alten Mannes, ein Erbe ohne Schulden zu hinterlassen“ bezeichnet er die Machenschaften seines umtriebigen Vaters. Das äußert sich allerdings in erster Linie darin, dass Ilhan nun selbst für seine Schwestern sorgen muss.

„Deine Kindheit nahm die Zeit, meine nahmen Gerichtsvollzieher“

In Armut und Perspektivlosigkeit aufzuwachsen, die Mutter zu verlieren, sich im Stich gelassen zu fühlen. Das macht einen jungen Mann wütend. Diese unbändige Wut kanalisiert Ilhan in seiner Lyrik. Als Poetry Slammer macht er sich in der Szene einen Namen als Teil des Kollektivs i,slam. Seine Leidenschaft galt aber der Rapmusik, der er seit mittlerweile zehn Jahren nachgeht, ohne je eine nennenswerte Veröffentlichung herausgebracht zu haben.

Die Musik wird seinen eigenen Qualitätsansprüchen nicht gerecht, was weniger an den eigenen Skills liegt als an den spartanischen Produktionsbedingungen. Geld lässt sich damit nicht verdienen. Trotz familiärer und finanzieller Probleme absolviert er sein Abitur und beginnt sogar ein Studium, das er nach einem Jahr abbricht. Nicht aus Mangel an Interesse oder Disziplin – das materialaufwendige Architekturstudium seiner ehrgeizigen und fleißigen Schwester ist teuer. Von Baba ist keine Unterstützung zu erwarten, also verdient Ilhan das Geld, um seiner Schwester ihr Studium zu ermöglichen. Das wenige Geld, das sich durch Tickereien und andere zwielichtige Aktivitäten verdienen lässt, kommt seiner Familie zugute oder verschwindet so schnell wieder wie es kam. Der Fluch des schmutzigen Geldes. Also räumt Ilhan zusätzlich Regale ein, will eigentlich nichts außer weg von dem kriminellen Scheiß.

„Wir vergiften eure Kinder mit dem Drogenpushen / Weil wir gerade gut genug sind, um die Klos zu putzen / Also frag mich nicht nach Rente, Dikka / Was für Geld zurücklegen? Ich muss jeden Tag drum kämpfen, Dikka“

50-Stunden-Wochen, an den Wochenenden Drogen pushen, ein bisschen mit Slams dazu verdienen – und Rap. „War ne Scheißzeit“ stellt er nüchtern fest. Sein Zorn und seine Frustration flossen weiterhin in die Texte. „Es hat mir das Gefühl gegeben, dass mir jemand zuhört. Nur dadurch kann ich mir Gehör verschaffen – das ist ungemein empowernd.“ – in einem System, das auf ihn scheißt, kämpft Ilhan darum, eine Stimme zu haben. Zu viele andere teilen sein Schicksal, haben aber nicht dieses Sprachrohr; müssen ihr Schicksal hinnehmen, am unteren Ende der Gesellschaft.

Doch Ilhan will diese unbequemen Themen adressieren. Er will sich keinem System unterordnen, das keinen Platz für ihn und seine Familie bereithält. Dass seine Mutter wegen ihres Kopftuchs auf Arbeit gemobbt und bei Behördengängen nicht ernstgenommen wurde, verstand er erst spät. „Von Rassismus und Diskriminierung betroffen zu sein, ist ein lähmendes Ohnmachtsgefühl. Ich wünsche es keinem. Ich musste mich schon sehr früh damit befassen, meine Mutter hat mir oft davon erzählt, dass wir hier nicht willkommen sind. Ich hab‘s nie verstanden, weil ich in Berlin geboren und aufgewachsen bin, aber ich habe das immer zu spüren bekommen.“

„Scheinbar wollen eure Beamten nicht, dass man’s stoppt: NSU, Halle, Hanau – Dikka enough is enough!“ 2020. Ilhan will gehört werden. Ilhan will nicht mehr hustlen. Ilhan will aufs Ganze gehen. Mit einem kleinen Vertriebsvorschuss in der Tasche kann er seine Musik endlich so umsetzen, wie er sie schon immer haben wollte. Hochwertig maßgeschneiderte Produktionen, an denen er selbst mitwirken kann, statt Rumpelsound aus dem Kleiderschrank – das soll seinen Hunger, seine Wut und all das, was er zu sagen und erzählen hat, angemessen untermalen. „Ich habe mein ganzes Leben lang auf diesen Punkt hingearbeitet.“ Jetzt geht es los. „Wenn es nicht funktioniert, dann werde ich nicht aufhören, bis es funktioniert.“

“Bad Bitch Attitude – nach mir die Sintflut / Bring dich zum Schwitzen so wie Dim Sum / Eine Bombe von mir, Junge dann fliegst du / Bin ich gut drauf, bleibt es nur beim Hinflug!” (“Butterfly”)


Nashi44 steht für “ASIAN BER LIN PUSSY POWER”. So nennt die talentierte MC aus
Neukölln ihre Attitüde, die nicht nur für empowernden Rap steht, sondern sie auch zur Stimme vieler betroffener Personen macht. Die vietdeutsche Rapperin aus Berlin hat sich in den letzten Jahren bereits mit Rap-Videos auf Instagram einen Namen gemacht. Im Frühjahr 2021 folgte dann das Release ihrer ersten Single “Aus der Pussy”. Die allgemeingültige Antwort auf die Frage “Wo kommst du her?” ist eine scharfe Kombination aus Sensibilisierung für anti-asiatischen Rassismus und vibendem Clubbanger. Als wäre dieses beeindruckende Debüt nicht schon Ansage genug gewesen, liefert sie nur kurze Zeit mit „Butterfly“ und „Magic Clit“ zwei weitere Better. Auf modernen Beats und mit sexy provokanten Zeilen weiß Nashi zu überzeugen und beweist, dass es sich bei ihr um alles andere als ein One-Hit-Wonder handelt. Die Newcomerin weiß mit ihrer Attitüde und ihren Skills umzugehen, präsentiert sich selbstbewusst sowie sexy und macht klare Ansagen, die empowern. Die MC liebt es, auf der Bühne zu stehen und nutzt diese Plattform auch immer
wieder, um auf Missstände und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Schon lange vor Release ihrer Debüt-EP spielt sie bereits einige Konzerte und stellt ihre Bühnenpräsenz unter Beweis. Auch die Medienlandschaft berichtet von Anfang an begeistert über die Rapperin, was im letzten Jahr nicht nur in einigen Live-Shows, sondern auch zahlreichen Interviews resultiert – unter anderem für die Deutsche Welle, das HipHop-Magazin MZEE
oder das SRF. Rap ist für Nashi auf mehreren Ebenen ein Ausdrucksmittel ihrer Emotionen sowie ab und zu auch ein Sprachrohr für diejenigen, die oftmals ungehört bleiben. Abgesehen davon möchte die junge Künstlerin Safe Spaces für ihre Community schaffen: So arbeitet Nashi bei ihren Produktionen – ob Songs oder Videos – hauptsächlich mit FLINTA*- oder BIPoc-Teams zusammen. Dies sorgt nicht nur für eine ganz eigene Dynamik
am Set oder im Studio, sondern macht die Message ihrer Tracks auch noch einmal authentischer. Durch HipHop hat die MC bereits sehr früh Kraft getankt – mit ihrem eigenen Output möchte sie nun Rückhalt und Stärke zurückgeben. Musik begleitet Nashi schon über viele Jahre, das Jazz- und Popgesang-Studium in Leipzig bricht sie jedoch ab, um sich voll und ganz auf Rap zu konzentrieren. Dass sie mit dieser Entscheidung keineswegs zu hoch gepokert hat, beweist sie mit ihren bisherigen Single-Auskopplungen ganz eindeutig. Auf ihrer anstehenden EP „Asia Box“ frontet sie, neben Punchlines über kulturelle Aneignung, auch misogyne Männer und verbindet so zwei für sie fundamental wichtige Themen. Mit ausdrucksstarken Zeilen sowie pointiertem Humor und jeder Menge Attitüde basht sie das Fetischisieren südostasiatischer Stereotypen und zeigt eindrucksvoll, wie schwere Themen auf tanzbaren Sounds funktionieren können. Nashi44s Debüt-EP „Asia Box“ erscheint am 25. März 2022 independent und enthält neben den bereits releasten Tracks noch drei bisher unveröffentlichte Songs.

Die Welt brennt.

Und sie brannte auch damals schon, Mitte der Nullerjahre, als ein junger Mann in den Rap-Cyphern von Berlin auftauchte, in düsteren Kellerbars, in stickigen Jugendclubs. Sich das Mic nahm und sich mit belegter, dunkler Stimme den Rost von Seele rappte, seine mentalen Abgründe mit Szenekritik verband. Von Rassismuserfahrungen erzählte und davon, ein Schwarzer junger Mann in einem weißen Deutschland zu sein. All das mit einem hyperpräzisen Stakkato-Flow, in einem betörenden Soundgewand aus klassischem Rap, Grime und TripHop. Ein Name geisterte durch die Szene: Amewu.

Die Welt brannte auch in den Jahren, in denen Amewu sich auf unzähligen Bühnen einen Ruf als begnadeter Live-MC erspielte, zwei Alben veröffentlichte und von Fans und Kritik gefeiert wurde. Aber der blühende Rost auf seiner Seele, das Hadern mit dem Kaufen und Verkauftwerden in der Musikindustrie, all das sorgte dafür, dass Amewu neue Prioritäten fand. Auf „Leidkultur“ (2012) folgte lange kein weiteres Album. Die Bühne jedoch hat er nie verlassen: Amewu spielte seitdem nicht nur unablässig Konzerte, sondern zuletzt sogar Theater an der Berliner Schaubühne, wo er die Neuinszenierung von „Rückkehr nach Reims“ mitschrieb – und auch sich selbst auf den Leib schrieb. Amewu kehrte der Musik also nie den Rücken, blickte aber doch eine Weile aus dem Halbschatten auf die aggressive Selbstvermarktung, auf die Knochenmühle aus Gewinnmaximierung und Depression. Auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Bis er es nicht mehr ertrug, sich Mic, Stift und Papier nahm und ein neues Album schrieb.

Denn die Welt brennt.

Auf „Haben oder Sein“, seinem dritten Album, widmet sich Amewu dem Wettlauf nach Mehr und den Folgen auf Gesellschaft und HipHop-Szene, auf Herz und Seele und auf sich selbst. Bereits auf dem Opener „Amewuga“ spürt Amewu seinen eigenen Sachzwängen nach: „Liebst du Geld/Bist du ein Mensch?“, fragt er mehrdeutig, verwebt die Bedeutung seines ghanaischen Namens mit den Verheerungen des Kolonialismus und der Notwendigkeit, Brot auf den Tisch zu bringen. Auf dem Titeltrack „Haben oder Sein“ analysiert Amewu das Ausbeutungsverhältnis, das sich quer durch die Gesellschaft zieht, und erteilt den vermeintlichen Verlockungen eine Absage: „Sie bewahren sich den Schein/Sie bezahlen mit dem Schein/Fragen: Willst du für den Schein für mich arbeiten?/Nein!“ Er reist an einen unheimlichen „Plastikstrand“, über den tote Möwen kreisen, schaut auf ein steriles Meer und wünscht sich, seinen Brüdern und Schwestern einen Lichtstrahl zwischen den giftigen Wolken.

Musikalisch mäandert „Haben oder Sein“ zwischen zeitgenössischem Rap-Sound und UK-Bass- Prägung, zwischen Trap und Grime, dazwischen immer wieder subtile organische Versatzstücke als Boom-Bap-Fundament. Beats von u.a. Ghanaian Stallion, Megaloh und Clockwerk sowie Amewus Eigenproduktionen unterstreichen seine detailreich konstruierten Reimkaskaden und verleihen dem Album eine tiefdunkle Eleganz. Die moderne Herangehensweise an Sound und Attitüde sorgt dafür, dass „Haben oder Sein“ – mit allem Tiefgang und aller Dringlichkeit – fest in der Gegenwart steht.

Und so ist „Haben oder Sein“ die dringend benötigte Gegenrede zum Materialismus und Wachstumszwang. Es macht Mut, zeigt Widerspenstigkeit und Solidarität, sucht nach Verbündeten. All das werden wir brauchen.

Denn die Welt brennt.

Ausstellungen

Klar ist: Das Thema Flucht bleibt aktuell. Oft wird zwischen „guten und schlechten“ Geflüchteten unterschieden. Gerade aus Afrika geflüchtete Menschen werden oft abwertend als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet, die es sich „im gemachten Nest“ auf Kosten der Aufnahmegesellschaft bequem machen wollen. Aber globale Ungleichheiten und Rollenzugschreibungen, Rassismus oder Klimaungerechtigkeit lassen sich ohne einen Blick auf die Geschichte nicht klären.
Der Blick auf Flucht ohne Beachtung der (historischen) Hintergründe gleicht einem Blick auf einen Eisberg. Neunzig Prozent befindet sich unter der Wasseroberfläche. Diesen unsichtbaren Teil –
eine Umverteilungsgeschichte mit weltweiten Folgen bis in die Gegenwart – behandelt die Ausstellung.

Wichtig: Bei der Behandlung von gut 500 Jahren Geschichte geht es um das Big Picture. Vieles muss unberücksichtigt bleiben. Fokus: Atlantischer Raum.

In einem 45-minütigen Vortrag wird Serge Palasie auf Details der Thematik eingehen, die in der Ausstellung selbst keinen Platz gefunden haben und tiefer einsteigen. Es ist nicht notwenig, die Ausstellung vorher gesehen zu haben. Der Vortrag finden am Ausstellungsort statt – davor und danach kann die Ausstellung besichtigt werden.

Black is Beautiful ist ein Fotoprojekt, das 2020 von Amina Ousman-Daouda ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projekts war und ist es, gegen Rassismus in Schönheitsidealen vorzugehen und durch Fotografie die verschiedenen, schönen Facetten schwarzer Menschen aus dem Raum Stuttgart zu zeigen. Amina gestaltete innerhalb des Projektes ein über 300-seitiges Buch, das insgesamt 48 BPoC (Black People of Color) aus dem Raum Stuttgart abbildet und dem Leser vorstellt. Außerdem beschäftigt sich das Buch inhaltlich mit den Vorstellungen der fotografierten Personen, von Schönheit und den Erfahrungen, die sie mit Vorurteilen gemacht haben.
Im Frühjahr 2022 veröffentlichte sie eine Sonderausgabe „Black is Beautiful – Stories“. In dieser neuen, kompakteren Variante bekommt man auf 76 Seiten die neuen Gesichter der „Black is Beautiful“-Familie zu sehen. Ein paar Dinge haben sich im Vergleich zum ersten Buch geändert, aber das Grundprinzip ist gleich geblieben. Aufklären, ermutigen, inspirieren, empowern!

 

Alle können durch die Änderung ihres Konsumverhaltens einen Beitrag zur Transformation leisten. Mit dem Ökologischen Fußabdruck kann ermittelt werden, wie nachhaltig unser Lebensstil ist und wo noch Handlungsbedarf besteht bzw. wie Nachhaltigkeit in unsere Lebensstile integriert werden kann. Die Art wie wir in dem Globalen Norden bzw. Industrieländern wird von der Folgen des Kolonialismus geprägt. Seit der Eroberung Amerikas werden die Länder des Globalen Südens in der Rolle der Rohstofflieferanten festgehalten. Damit die Industrieländern ihren Lebensstandard weiter behalten können. Das Konsummuster im Globalen Norden ist oft verschwenderisch. Das ist auch eine weitere Folge des Kolonialismus. Bis heute leiden viele Länder des Globalen Südens unter den Folgen des europäischen Kolonialismus: Dumpingpreise, prekäre Arbeitsverhältnisse (Knapp 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in den Ländern des Globalen Südens befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen), Armut usw.

Ein Angebot des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.

 

Workshops

Mit diesem Workshop möchten wir auf dem Festival eine Safer Space Plattform für mit Rassismus konfrontierte Menschen anbieten und die Möglichkeit geben sich auszutauschen, gegenseitig zu stärken und Empowerment-Strategien kennenzulernen, um im Alltag ein gutes Standing gegen Mikroaggressionen und Alltagsrassismus zu entwickeln.

Der Workshop richtet sich nur an Menschen mit Rassismuserfahrung. Bitte nimm nur teil, wenn du dich als BIPoC, PoC , oder afrodiasporisch identifizierst und / oder dich in einer besonders marginalisierten Community, wie Indigenous, Asiat*innen, Muslim*innen verortest.

Der Workshop richtet sich nur an Menschen mit Rassismuserfahrung. Bitte nimm nur teil, wenn du dich als BIPoC, PoC , oder afrodiasporisch identifizierst und / oder dich in einer besonders marginalisierten Community, wie Indigenous, Asiat*innen, Muslim*innen verortest.

13:00 bis 14:30 Uhr – „How to be…“

Viele Menschden benutzen den Begriff „Ally“. Aber was bedeutet das überhaupt? Gibt es weiße Allys? Kousar und Faisal klären euch nicht nur über diesen Begriff auf, sondern erklären euch auch wie ihr aktiv Anti-Rassistisch sein könnt und sollt.

Wir die Black Community Foundation Stuttgart sind ein junger Verein, welcher sich den Kampf gegen Anti-Schwarzen Rassismus zur Aufgabe gemacht hat. Wir wollen die Gesellschaft zum einen für das Thema anti-schwarzer Rassismus sensibilisieren und Missstände offen darlegen und sichtbar machen, aber im gleichen Atemzug auch die Lebensrealität marginalisierter Schwarzer und Personen of Color verbessern.

Die meisten werden diese Frage verneinen und empört ablehnen. Jedoch können Menschen rassistische Vorurteile haben.

Oft beurteilen wir Bücher nach ihrem Einband und Menschen nach ihrem äußeren Erscheinungsbild. Diejenigen, die uns ähnlich sind, empfinden wir als sympathisch und vertrauenswürdig. Die Anderen, die uns als „fremd“ erscheinen, beurteilen wir eher als suspekt und halten den Abstand zu Ihnen. In unseren gewohnten Denkmustern verhaftet, ergänzen wir automatisch fehlende Informationen über unser „fremdes“ Gegenüber. Dies ist einerseits zutiefst menschlich, gleichzeitig aber gefährlich. Das Bild des ersten Eindrucks ist so stark, dass es meist bestehen bleibt und nur schwer zu revidieren ist.

Dieser Workshop bietet den persönlichen Einstieg, um den eigenen unbewussten Vorurteilen gewahr zu werden und sich kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen. Kurze Inputs zur Geschichte, Wirkungsweise und Folgen von Rassismus ermöglichen den Teilnehmer*innen, die eigene Verwobenheit und Positionierung in der Gesellschaft wahrzunehmen und zuerkennen. Zudem bewirken verschiedene interaktive Übungen eine Selbstreflexion hinsichtlich der Privilegien des eigenen Weiß-Seins.

Ziel des Workshops ist es, Austauschräume zu schaffen, Verantwortung für tradierte Gewohnheiten und Praktiken als Individuum sowie im Kollektiv zu übernehmen. Dabei geht es, die vorhandenen Machtverhältnisse zu hinterfragen, eine diskriminierungsfreie Haltung einzunehmen und diese auch von anderen gesellschaftlich einzufordern.

Nur mit Voranmeldung unter: festivalgegenrassismus_stgtt@riseup.net

Die Referentin: Hatice Avci, Master Soziale Arbeit und systemische Beraterin. Ihre Schwerpunkte sind Empowerment Workshops und Beratung für Menschen im Umgang mit (antimuslimischen) Rassismuserfahrungen, Trainings für Sensibilisierung von Rassismuskritik sowie Beratung für Frauen und Mädchen. Ihre Homepage: www.haticeavci.de

16:00 bis 17:00 – Workshop: Respekt geben! Respekt teilen!

Wer einem Menschen mit Respekt begegnet, macht zwei Menschen glücklich. Vorstellung des Projekts „Respektlotsen“ der Landeshauptstadt Stuttgart mit Erfahrungsberichte der Stuttgarter Respektlotsen und praktischen Übungen zur respektvollen Kommunikation.
Übungsleiter: Netice Kolb (GES) und Kevin Gurka (LHS Stuttgart)
Informationen zum Stuttgarter Respektlotsenprojekt unter:
https://www.stuttgart.de/respektlotsen

Respektvolle Ansprache als Schlüssel

Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen und Plastikbecher, laute Telefonate in der U-Bahn – immer wieder stören uns Situationen, die wir gerne ansprechen möchten. Aber: Wir sind verärgert und das lassen wir unser Gegenüber bei der Ansprache auch wissen. Das Resultat unserer Kommunikation ist meist weniger erfreulich als gedacht. Das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation liegt in der inneren Haltung. Wer einem Menschen mit Respekt begegnet, macht zwei Menschen glücklich und erreicht beim Gegenüber ein Nachdenken.
Seit August 2020 sind in Stuttgart sogenannte Respektlotsen im Einsatz, die genau das tun: Sie reden respektvoll und auf Augenhöhe mit Stuttgarter Jugendlichen – in Parks, in Freibädern und auf der Straße.
Im Workshop berichten die Respektlots*innen von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen im Projekt „Respektlotsen“ der Landeshauptstadt Stuttgart. Im praktischen Teil sind die Teilnehmenden dann selbst gefordert, anhand ausgewählter Situationen aus der Praxis respektvolle Kommunikation zu üben und über ihre Erfahrungen zu berichten. Übungsleiter sind Netice Kolb vom Gemeinschaftserlebnis Sport und Kevin Gurka von der Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart.

Das Projekt „Respektlotsen“ ist eine Kooperation der Stabsstelle Kommunale Kriminalprävention und der Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart.
Projektpartner sind das Gemeinschaftserlebnis Sport (GES), die Bäderbetriebe Stuttgart, die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft und der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart.

Informationen zum Stuttgarter Respektlotsenprojekt unter:
https://www.stuttgart.de/respektlotsen

Weitere Programmpunkte

 

Mein Name ist Naemi Makiadi, ich bin 21 und komme aus Backnang. Ich tanze schon seit über 10 Jahren alle möglichen Stile aus dem Hip Hop wie Locking, House, New Sack Swing etc.. Außerdem tanze und unterrichte ich auch afrikanische Tanzstile und liebe es dort meine eigene kongolesische Kultur sowie andere afrikanische Kulturen, Tanzstille etc. zusammenzubringen. Momentan studiere ich internationale Soziale Arbeit an der EH Ludwigsburg, engagiere mich noch nebenbei bei der ISD Stuttgart und bin Teil eines Kunstkollektivs namens ReCollect das sich mit Themen wie Erinnerungskultur, Kolonialismus und weiteren Themen – die leider oft zu kurz kommen – auseinandersetzt. Am 17. September werde ich einen 1-stündigen Tanzworkshop geben, in dem ich einen Einblick in die Tanzwelt des afrikanischen Kontinents geben werde. Ich freue mich auf jede:n, der:die Freude an Tanz hat, etwas Neues lernen möchte sowie Lust hat seinen:ihren Körper einzusetzen und zu lernen was man alles mit ihm machen kann, auf die verschiedensten Arten und Weise.

Hello, mein Name ist Tahira und ich trainere seit über 10 Jahren Tae-Kwon-Do. Ich liebe den Kampfsport aus vielen Gründen. Beispielsweise findet man sich in Situationen wieder, in denen es kein Ausweg zu geben scheint. Doch im Kampfsport wird einem gelehrt wie man gezielt Techniken einsetzt um solche Situationen erfolgreich zu bewältigen. Und genau dieses Gefühl liebe ich es an andere Frauen weiterzugeben. Denn das Know How solcher Techniken, hat einen großen Impact auf unsere mentale Gesundheit und hilft uns einen gesunden und starken Umgang mit Schwierigkeiten zu finden. Falls du Interesse hast, dann komm gerne vorbei!Nur mit Voranmeldung unter: festivalgegenrassismus_stgtt@riseup.net

In einem 45-minütigen Vortrag wird Serge Palasie auf Details der Thematik eingehen, die in der Ausstellung selbst keinen Platz gefunden haben und tiefer einsteigen. Es ist nicht notwenig, die Ausstellung vorher gesehen zu haben. Der Vortrag finden am Ausstellungsort statt – davor und danach kann die Ausstellung besichtigt werden.

18:30 Uhr Graffiti-Workshop mit Sebastian Müh

Der Graffiti Workshop ist genau das richtige für alle, die schon immer mal mit der Sprühdose malen wollten. Bei diesem Workshop lernt ihr die einfachsten Tricks und bekommt dabei noch Tipps von einem Profi!

Sebastian Müh ist auf Instragramm unter @sebastianmueh zu finden.

Alle Materialien für den Workshop werden gestellt – ihr benötigt nur ein altes Shirt, welches ein wenig Farbe abbekommen darf!

Nur mit Voranmeldung unter: festivalgegenrassismus_stgtt@riseup.net

 

 

Awareness-Konzept

Einfachere Sprache

Awareness bedeutet, dass geschaut wird, dass sich alle Menschen wohl fühlen. Am Besten sollen sich alle überall wohl fühlen wie zum Beispiel:
in einem Café
in der Familie
auf einem Festival

Verschiedene Menschen brauchen verschiedene Dinge, um sich gut zu fühlen. Deshalb muss man darüber nachdenken, was andere Menschen stören könnte.
Manche Menschen mögen keine laute Musik. Vielleicht brauchen sie einen Ort an dem es ruhig ist.
Manche Menschen sitzen in einem Rollstuhl. Es ist besser für sie, wenn es keine Treppen gibt.
Manche Menschen mögen es nicht, wenn viel Alkohol getrunken wird. Sie brauchen einen Ort, an dem es wenig Alkohol gibt.
Manche Menschen können kein Deutsch verstehen. Für sie ist es schöner, wenn es auch andere Sprachen gibt.
Menschen mögen es nicht, wenn sie schlecht behandelt werden/ etwas gemacht wird ohne sie zu fragen.
Auf diesem Festival wollen wir, dass sich alle Menschen wohl fühlen.

Deshalb haben wir uns ein paar Sachen überlegt. Zum Beispiel:
Alle Menschen auf dem Festival sollen darauf achten, dass es ihnen und den anderen gut geht.
Wenn du dich nicht wohl fühlst, kannst du dich an unser Awareness Team wenden.
Dieses Team wird dich unterstützen, dass du dich wohl fühlst.
Mit diesem Team kannst du Sprechen, oder sie bringen dich an einen sicheren und ruhigen Ort- wie du möchtest.
Alles was du diesem Team erzählst, erzählen sie nicht weiter, außer du möchtest das.
Das Team wird den ganzen Tag auf dem Festival rumgehen. Du erkennst sie an den pinken Sicherheitswesten.
Wenn du sie nicht siehst, kannst du an einen festen Infostand gehen.
Hier findest du sicher jemanden von unserem Team.
Und dort findest du auch Infomaterial zu dem Thema: wohlfühlen für alle!

Schwerere Sprache

Wir leben in einer Gesellschaft in der diskriminierendes, verletzendes und grenzüberschreitenden Verhalten – leider – allgegenwärtig existiert. Da auch wir uns auf dem Festival nicht außerhalb solcher gesellschaftlichen Strukturen und Prägungen befinden, erkennen wir an, dass dies auch kein Halt vor unserem Festival machen wird. Da wir jedoch in besonderem Maß darauf achten möchten, dass auf unseren Festival ein Raum geschaffen werden soll, in dem sich Menschen respektvoll begegnen, vernetzen und voneinander lernen können, sind wir drauf bedacht einen verantwortungsbewussten, aktiven sowie achtsamen Umgang mit diesen Verhaltensweisen zu pflegen und andere zu solchem ebenfalls zu ermutigen.

Deswegen haben wir für den Festivaltag ein Awareness-Konzept auf die Beine gestellt:

Awareness bedeutet für uns achtsam, aufmerksam und sensibel miteinander umzugehen, damit sich jede Person wohl fühlt. Jeder Mensch ist für das eigene Handeln verantwortlich und gestaltet somit auch aktiv unseren gemeinsamen Raum mit und soll sich nicht lediglich als passive:r Konsument:in verstehen. Das bedeutet vor allem auch die eigenen Grenzen und die anderer Personen zu akzeptieren und zu wahren. Sollte es doch zu grenzüberschreitendem und diskriminierendem Verhalten kommen, sich eine Person unwohl, bedroht oder belästigt fühlen, oder beobachtet wie eine andere Person Hilfe benötigt, kann sich die Person an unser Awareness-Team wenden. Dieses Awareness-Team wird dabei permanent für alle ansprechbar sein. Diese Menschen werden euch bei Übergriffen und Grenzüberschreitungen angemessen unterstützen. Damit ist auch jegliche Form von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, sozialer oder geografischer Herkunft, Hautfarbe, Alter, sexueller Orientierung, sowie auch Religion gemeint.

Wichtig ist dabei, dass Gewalt und Grenzüberschreitungen und diskriminierendes Verhalten als solche wahrgenommen werden, wenn die betroffene Person diese als solche deutet und wahrnimmt – also konkreter gesprochen: du bestimmst und setzt in jeder Situation deine Grenzen selbst- und somit auch was als Grenzüberschreitung gilt. Wenn sich eine Person an das Awareness-Team wendet, wird dieser Glaube und Vertrauen geschenkt. Niemand wird somit dein Empfinden anzweifeln und du brauchst keinerlei Beweise dafür zu erbringen, dass jemand deine Grenzen überschritten hat. Die betroffene Person entscheidet somit auch, welchen Bedarf an Unterstützung sie benötigt: Schutz, Ruhe oder ein Gespräch. Natürlich hat unsere Arbeit jedoch auch Grenzen: wir sind keine Therapeut:innen, aber wir können dich an die richtigen Stellen verweisen. Selbstverständlich werden wir alles besprochene vertraulich behandeln.

Das Awareness-Team wird den ganzen Tag auf dem Festival mobil unterwegs sein. Zusätzlich wird es eine feste Anlaufstelle in Form eines Infostandes geben, sowie einen ruhigen und gemütlichen Rückzugsort. Wir alle sind aufgerufen dazu beizutragen, dass sich am Festival möglichst alle wohl fühlen können. Achtet aufeinander!

Wer wir sind?

Unser Festivalkomitee besteht aus einer Gruppe von Personen, die einen Hintergrund in der gewerkschaftlichen, politischen, soziokulturellen und postmigrantisch- diasporischen (Jugend-)Verbandsarbeit haben. Unsere unterschiedlichen Backgrounds und Erfahrungswerte zum Thema Rassismus spiegeln sich in unseren unterschiedlichen Beweggründen wieder gemeinsam ein Festival gegen Rassismus zu organisieren. Gemein haben wir jedoch alle, dass das aktiv Sein und Werden gegen Rassismus sowie das Eintreten für eine demokratische und solidarische Gesellschaft eine Herzensangelegenheit für uns darstellt. Wir möchten insbesondere junge Personen dazu ermutigen, rassismuskritisch zu denken und zu handeln, sich zu diesem Thema auszutauschen und sich zu vernetzen.

Mit unserer Motivation, ein Festival gegen Rassismus zu organisieren, geht eine entsprechende Verantwortung vor allem gegenüber Personen, die von rassistischer Diskriminierung betroffen sind, einher. Deswegen möchten wir transparent machen, welche gesellschaftliche Positionen und Privilegien in unserem Festivalkomitee vorherrschen. Die meisten von uns werden nicht von der Gesellschaft behindert und haben überdurchschnittlich viel Zeit an Bildungsinstitutionen verbringen können, andere haben eine internationale Biographie,sind mit Rassismus konfrontiert und bringen ihre globalen Expertisen ein.

Mit den unterschiedlichen Privilegien und den damit einhergehenden Machtdifferenzen in unserer Gruppe ergibt sich für uns in diesem Kontext ein Reflexions- und Lernprozess, in dem wir selbstkritisch auf die Organisation und Durchführung des Festivals blicken wollen. Da wir jeweils unterschiedlichste Blickwinkel, Erfahrungen und Expertisen einbringen, kommen stetig neue und offene Fragen auf, innere Widerstände und Unstimmigkeiten werden sichtbar und münden in Diskussionen, welche wir als Spiegel vorherrschender gesellschaftlicher Machtverhältnisse verstehen. Dabei erkennen wir all diese Schwierigkeiten als Teil des Prozesses an, in dem wir stetig lernen müssen und wollen, wir Kritik üben und selbst Kritik ausgesetzt sind.

All diese Gedanken schlagen sich auch in der praktischen Umsetzung des Festivals nieder. So erstellten wir bisher ein Awareness-Konzept und ein breites Workshop Angebot zusammen, das verschiedenste Bedarfe, Perspektiven und Erfahrungen mit Rassismus abdecken soll. Was wir damit sagen wollen: Wir wissen um unsere eigene Involviertheit in rassistische Strukturen und sind uns der Pflicht bewusst, die mit unserem Handeln einhergeht. Unser Anspruch an das Festival liegt darin, unsere Sichtbarkeit zu nutzen, um ein öffentliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Wir möchten auf ungleiche Strukturen aufmerksam machen und zur Diversitätswertschätzung und transkulturellen Öffnung beitragen.

Du möchtest beim Festival mitmachen?
Wir brauchen Dich auf jeden Fall!

Die Organisation eines Festivals ist ein immenser Aufwand, selbst wenn es ein so kleines Festival ist. Wir Brauchen Helfer:Innen für ganz unterschiedliche aufgaben: Awareness-Team, Sicherheits-Team, Getränke-Team, Auf- und Abbau und springer:innen. Als Dankeschön gibt es Freigetränke und ein schönes Buffet im Helfer:innen-Zelt. Ihr seid nah dran am Geschehen, kriegt mit, wie so ein Festival funktioniert und lernt im besten Fall neue Freund:innen kennen. Wir wünschen uns Teams, die divers aufgestellt sind. Nur mit euch allen gelingt es uns ein starkes Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Seid dabei, werdet Helfer:in.

Abbau-Team

Samstag, 20-24 Uhr
Sonntag, 10-14 Uhr
Die Zelte, Pavillons, Kabel und Biertischgarnituren müssen bereits am Samstag wieder abgebaut und in unseren Fahrzeugen deponiert werden.
Für Sonntag brauchen wir ein paar Leute, die dabei helfen, die Dinge wieder zurück ins DGB-Haus, nach Fellbach und nach Feuerbach zu bringen. Es wäre gut, wenn die ein oder andere Person einen Führerschein klasse B hat.

Springer-Team

Samstag, 12-16 Uhr
Samstag, 16-20 Uhr
Trotz guter Planung und Vorbereitung gibt es bestimmt allerhand situationen, wo eine helfende Hand gebraucht wird.
Unser Springer-Team hält sich bereit und hilft, wo eine Hand zu Wenig ist.

Aufbau-Team

Freitag, 15-19 Uhr
Samstag, 8-12 Uhr

Für das Festival wollen wir Zelte, Pavillons, Biertischgarnituren und einen Graffitibereich aufbauen. Auch Deko und Schilder sollen aufgehängt werden.
Am Freitag stehen vor allen Dingen Besorgungen an, wie z.B. Zelte in Fellbach, Pavillions im DGB-Haus und Liegestühle in Feuerbach abholen. Zum Einsammeln haben wir Transporter Reserviert. Daher wäre es gut, wenn die ein oder andere Person einen Führerschein klasse B hat.

Getränke-Team

Samstag, 12-16 Uhr
Samstag, 15.30-19.30 Uhr
Samstag, 19-22.30 Uhr

Wir organisieren auf dem Festival einen eigenen Getränkeverkauf. Es soll Bier und Radler gezapft werden. Limo, Saftschorlen und Wasser werden in Plastikbecher ausgeschenkt. Unsere Helfer:innen im Getränke-Team teilen sich auf. Die eine Gruppe verkauft ausschließlich alkoholfreie Getränke und die andere Gruppe zapft das Bier und das Radler.

Sicherheits-Team

Samstag, 12-16 Uhr
Samstag, 16-19 Uhr
Samstag, 19-22 Uhr
Das Sicherheitsteam bemüht sich um unser Wohlbefinden und unsere Sicherheit auf dem Festival. Zur Aufgabe gehört die Überwachung des Jugendschutzgesetzes, Dass stark alkoholisierte Personen nicht auf dem Gelände sind, ebenso Fremdgetränke insbesondere Glasflaschen vermieden werden, Keine Waffen oder waffenähnlichen Gegenstände benutzt werden, Verhinderung von Ausschreitungen und Allgemeine HilfeLeistung.
Zur Vorbereitung auf die Aufgabe gibt es eine verpflichtende Schulung am 3. September 2022.
Wir haben den Anspruch ein möglichst diverses Team aufzustellen – meldet euch bitte, wenn ihr selbst mit Diskriminierung konfrontiert seid und diese Erfahrung in eure Hilfe im Team einbringen könnt.

Awareness-Team

Samstag, 12-22 Uhr
Helfer:in werden
AUf unserem festival wollen wir einen achtsamen und respektvollen umgang miteinander pflegen und so eine wohlfühlatmosphäre für alle ermöglichen. sollte es doch zu verletzendem, grenzüberschreitendem Verhalten kommen, soll ein awareness-Team den betroffenen zur seite stehen. Hierfür suchen wir dich!
Vorerfahrungen sind nicht erforderlich. am Samstag, den 3. September 2022, findet ein verpflichtendes Vorbereitungstreffen für das Awareness- und Sicherheits-TEam statt, dass dich auf deine AUfgaben vorbereiten soll.
Wir haben den Anspruch ein möglichst diverses Team aufzustellen – meldet euch bitte, wenn ihr selbst mit Diskriminierung konfrontiert seid und diese Erfahrung in eure Hilfe im Team einbringen könnt.

Hier gehts zum Helfer:innen-Portal

Wie kannst Du uns erreichen?

Du möchtest auf dem Laufenden bleiben oder gerne einen Beitrag zum Festival leisten? Gerne kannst du uns unter der folgenden E-Mail-Adresse erreichen:
festivalgegenrassismus_stgtt@riseup.net
Auch Presseanfragen werden über die E-Mail-Adresse beantwortet.
Als Pressesprecherinnen stehen Sandra Moraa und Yvonne Kratz zur Verfügung.

FAQs

Wann und wo findet das Festival statt?
Das Festival findet am 17. September auf dem Pariser Platz in Stuttgart statt.

Wie viel kostet der Eintritt fürs Festival?
Das Festvial wurde ins Leben gerufen um eine Ort zu schaffen, sich mit dem Thema Rassismus auseinander zusetzen. An diesem Tag soll ein reger Autausch von Menschen über das Thema stattfinde, sodass dies für jeden möglich ist, ist der Eintritt kostenlos.

Kann ich Hunde mit zum Festival bringen?
Hunde sind auf dem Festival nicht grundsätzlich verboten. Dennoch möchten wir darauf Hinweisen, dass viele Menschen unterwegs sein werden und auch die Lautstärke für Hunde eher schädlich ist. Wir bitten euch deshalb vorher zu überlegen, ob es eurem Hund wirklich gut tut auf das Festival mitzukommen.

Wie werden “Fremdgetränke” beim Festival gehandhabt?
Fremdgetränke sind auf dem Festival nicht grundsätzlich verboten. Da wir aber einen Teil der Ausgaben über die Getränkeeinnahmen finanzieren wäre es wünschenswert, wenn ihr die Getränke kauft, die wir anbieten. Die Preise sind gering, damit sich jede:r ein Getränk leisten kann. Wenn ihr eigene Getränke mitbringt, wäre es toll, wenn diese nicht in Glasflaschen sind.

Gibt es ein Corona-Konzept?
Aktuell planen wir kein extra Corona-Konzept. Es ist nicht abzusehen wie die Lage im September ist. Sollte ein Konzept notwendig sein, werden wir rechtzeitig über die Maßnahmen informieren.

Kann ich meine Kinder zum Festival mitbringen?
Ja! Kinder sind auf dem Festival ebenso willkommen, wie alle anderen Menschen. Es gib sogar ein extra Angebot, damit sich auch die Kleinen auf dem Festival wohl fühlen.

Ist das Festival barrierefrei?
Das Festival ist ebenerdig zugänglich und es gib eine barrierefreie Toilette. In unserer Werbung versuchen wir verschiedene Sprachen, darunter die einfache Sprache anzubieten.

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