Bühnenprogramm in der Kulturinsel

12:15 bis 13:15 Uhr - Afro-Tanz mit Naemi Makiadi

Mein Name ist Naemi Makiadi, ich bin 21 und komme aus Backnang. Ich tanze schon seit über 10 Jahren alle möglichen Stile aus dem Hip Hop wie Locking, House, New Sack Swing etc.. Außerdem tanze und unterrichte ich auch afrikanische Tanzstile und liebe es dort meine eigene kongolesische Kultur sowie andere afrikanische Kulturen, Tanzstille etc. zusammenzubringen. Momentan studiere ich internationale Soziale Arbeit an der EH Ludwigsburg, engagiere mich noch nebenbei bei der ISD Stuttgart und bin Teil eines Kunstkollektivs namens ReCollect das sich mit Themen wie Erinnerungskultur, Kolonialismus und weiteren Themen – die leider oft zu kurz kommen – auseinandersetzt. Am 17. September werde ich einen 1-stündigen Tanzworkshop geben, in dem ich einen Einblick in die Tanzwelt des afrikanischen Kontinents geben werde. Ich freue mich auf jede:n, der:die Freude an Tanz hat, etwas Neues lernen möchte sowie Lust hat seinen:ihren Körper einzusetzen und zu lernen was man alles mit ihm machen kann, auf die verschiedensten Arten und Weise.

13:30 bis 13:50 Uhr - Antisemitismus & antimuslimischen Rassismus zusammendenken (Input)

Das Projekt Yad be Yad („Hand in Hand“ auf Arabisch und hebräisch) bringt jüdische, muslimische und migrantische junge Menschen zusammen und bildet sie weiter zu den Themen Antisemitismus, Rassismus und Methoden der politischen Bildung. Aus diesen Begegnungen und Lernerfahrungen bilden sich Gesprächstandems, die an Schulen und für interessierte Gruppen über Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus aufklären und die Lebensrealitäten jüdischer, muslimischer und migrantischer Menschen sichtbar machen.
Das Projekt Yad be Yad arbeitet eng mit dem Projekt Schalom und Salam zusammen, ein Begegnungs- und Bildungsprojekt für junge Menschen mit Antisemitismus- und Rassismuserfahrung.
Furkan Yüksel studiert Geschichtswissenschaften im Master an der Universität Tübingen. Kiril Denisov studiert im Master of Education Politikwissenschaft und Russisch. Beide sind Schalom und Salam-Botschafter und Teamer im Projekt Yad be Yad.

13:50 bis 14:10 Uhr - Eine Perspektive auf Anti-Schwarzer Rassismus (Input)

STATEMENT FÜR DIE GLEICHBEHANDLUNG VON GEFLÜCHTETEN INTERNATIONALEN STUDIERENDEN

Nach einer abenteuerlichen Flucht aus der Ukraine landen auch internationale Studierende – Schwarze, Indigene und People of Color ohne ukrainische Staatsbürgerschaft – in Stuttgart. Hier werden sie wie Geflüchtete zweiter Klasse behandelt.

Sie sind immer noch traumatisiert vom Krieg, durch den jeder Aspekt ihres Lebens verloren gegangen oder entwurzelt worden ist. Ihre Träume wurden zerschlagen und die Perspektiven und Möglichkeiten, die sie in der Ukraine suchten, wurden zerstört.

Auf ihrem Weg von der Ukraine nach Deutschland mussten sie aufgrund von Diskriminierung und Racial Profiling abermals Gewalt erleben. In Deutschland angekommen, waren sie mit weiterer Diskriminierung auf struktureller Ebene konfrontiert, da die derzeitige Politik des Landes sie aktiv daran hindert, eine Perspektive für den Wiederaufbau ihres Lebens zu finden.

Nana Boahene und Yusuf Habila Zira berichten über die nervenaufreibende Odyssee aus der Perspektive der Betroffenen und ihrer Unterstützer:innen in Stuttgart. Aus dieser Perspektive und auf Grundlage ihrer Erfahrungen fordern sie: DIE GLEICHBEHANDLUNG VON ALLEN GEFLÜCHTETEN MENSCHEN, einschließlich derjenigen, die von der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß angesehen werden.

 

14:10 bis 14:30 Uhr - Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja (Input)

Die Anlaufstelle „Pro Sinti & Roma“ soll den Menschen, die hier leben, egal welcher Herkunft und Religion, den Zugang zur Gesellschaft erleichtern. Das Projekt soll ein Türöffner für die Menschen sein, die sich irgendwo zwischen Herkunfts- und Zuwanderungsland befinden. Dazu bietet das Projekt verschiedene Angebote zu unterschiedlichen Fragen, die sich im täglichen Leben stellen, an. Die Kommunikation findet in zwei Sprachen statt. In der Sprache, die die Menschen beherrschen, in der sie auch eine gewisse Stärke mitbringen, und in der neuen Sprache, die im Zuwanderungsland gesprochen wird.

Die Anlaufstelle „Pro Sinti & Roma“ möchte den Menschen einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, die unsere Gesellschaft anbietet, geben. Personen mit Startschwierigkeiten werden begleitet, bis sich ihr neuer Lebensmittelpunkt so stabilisiert hat, dass eine Unterstützung hinfällig wird. Alle notwendigen Kenntnisse sollen vermittelt werden. Dazu gehört beispielsweise die Aufklärung über die Funktionsweise von Behörden, wie auch Informationen über das allgemeine gesellschaftliche Leben hier.

Kemal Ahmed -Leiter der Anlaufstelle und Koordinator des Netzwerkes „Pro Sinti & Roma“- wird einen Kurzinput zu Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja halten und an der nachfolgenden Podiumsdiskussion zu strukturellem Rassismus teilnehmen.

14:30 Uhr bis 16:00 Uhr - Podiumsdiskussion zu strukturellem Rassismus

Struktureller Rassismus ist ein Begriff, welcher sich in den vergangenen Jahren immer wieder im Kontext von Diskussionen zum Thema Rassismus auftaucht: Rassismus ist kein Problem des:der Einzelnen, sondern ein strukturelles Problem. Wir wollen mit Expert:innen darüber sprechen, die selbst mit Rassismus konfrontiert sind und die Fragen stellen: Was ist struktureller Rassismus? Was muss getan werden, um strukturellen Rassismus zu bekämpfen?
In vorab stattfindenden Kurzinputs werden die unterschiedlichen Perspektiven der Expert:innen auf Rassismus vorgestellt.

In Kürze werden wir auch die Moderation der Podiumsdiskussion ankündigen.

Musikalisches Programm in der Kulturinsel

17:00 Uhr - Djafropunk

Ich spiele Afrobeats, Amapiano, Dancehall und Reggaeton für alle. Wenn ich auflege sorge ich persönlich dafür, dass es ein safer space ist, egal welche Religion, Sexualität, Herkunft oder Hautfarbe. Mich hört man beim Afrika Festival in Würzburg, Ski Ausfahrten in der Schweiz oder einfach beim dancen in Stuttgarter Clubs. Politisch muss ich selber aktiv für eine Änderung sorgen, weil für mich relevante Themen nicht angegangen werden. Daher versuche ich Bewegungen mit meiner Musik zu unterstützen, wie die BLM Stuttgart, Migrantifa und fff.

18:15 Uhr - Ilhan44

Mitte der 90er-Jahre, Berlin, Neukölln. Damals war der Bezirk berüchtigt für Armut und Kriminalität, keine schöne Gegend für ein Kind. Im Herzen dieser Hood wuchs Ilhan wie so viele andere stimmlose Migrantenkinder auf – lange bevor die Gegend immer mehr zum Szenebezirk gentrifiziert wurde und seine Eltern zwang, eine kleine Wohnung in einer Hochhaussiedlung am Rande des Bezirks zu beziehen. Polizei und Gerichtsvollzieher jagten die Familie aus ihrer Wohnung, da war Ilhan gerade 14 Jahre alt; seine beiden Schwestern noch jünger. Seine Mutter erlebte den Umzug allerdings nicht mehr – Sie wurde in die Türkei abgeschoben. Fortan ist auch auf den Vater kein Verlass mehr. Als den „verzweifelten Versuch eines alten Mannes, ein Erbe ohne Schulden zu hinterlassen“ bezeichnet er die Machenschaften seines umtriebigen Vaters. Das äußert sich allerdings in erster Linie darin, dass Ilhan nun selbst für seine Schwestern sorgen muss.

„Deine Kindheit nahm die Zeit, meine nahmen Gerichtsvollzieher“

In Armut und Perspektivlosigkeit aufzuwachsen, die Mutter zu verlieren, sich im Stich gelassen zu fühlen. Das macht einen jungen Mann wütend. Diese unbändige Wut kanalisiert Ilhan in seiner Lyrik. Als Poetry Slammer macht er sich in der Szene einen Namen als Teil des Kollektivs i,slam. Seine Leidenschaft galt aber der Rapmusik, der er seit mittlerweile zehn Jahren nachgeht, ohne je eine nennenswerte Veröffentlichung herausgebracht zu haben.

Die Musik wird seinen eigenen Qualitätsansprüchen nicht gerecht, was weniger an den eigenen Skills liegt als an den spartanischen Produktionsbedingungen. Geld lässt sich damit nicht verdienen. Trotz familiärer und finanzieller Probleme absolviert er sein Abitur und beginnt sogar ein Studium, das er nach einem Jahr abbricht. Nicht aus Mangel an Interesse oder Disziplin – das materialaufwendige Architekturstudium seiner ehrgeizigen und fleißigen Schwester ist teuer. Von Baba ist keine Unterstützung zu erwarten, also verdient Ilhan das Geld, um seiner Schwester ihr Studium zu ermöglichen. Das wenige Geld, das sich durch Tickereien und andere zwielichtige Aktivitäten verdienen lässt, kommt seiner Familie zugute oder verschwindet so schnell wieder wie es kam. Der Fluch des schmutzigen Geldes. Also räumt Ilhan zusätzlich Regale ein, will eigentlich nichts außer weg von dem kriminellen Scheiß.

„Wir vergiften eure Kinder mit dem Drogenpushen / Weil wir gerade gut genug sind, um die Klos zu putzen / Also frag mich nicht nach Rente, Dikka / Was für Geld zurücklegen? Ich muss jeden Tag drum kämpfen, Dikka“

50-Stunden-Wochen, an den Wochenenden Drogen pushen, ein bisschen mit Slams dazu verdienen – und Rap. „War ne Scheißzeit“ stellt er nüchtern fest. Sein Zorn und seine Frustration flossen weiterhin in die Texte. „Es hat mir das Gefühl gegeben, dass mir jemand zuhört. Nur dadurch kann ich mir Gehör verschaffen – das ist ungemein empowernd.“ – in einem System, das auf ihn scheißt, kämpft Ilhan darum, eine Stimme zu haben. Zu viele andere teilen sein Schicksal, haben aber nicht dieses Sprachrohr; müssen ihr Schicksal hinnehmen, am unteren Ende der Gesellschaft.

Styxx in Berlin, for Social Media and Press

Doch Ilhan will diese unbequemen Themen adressieren. Er will sich keinem System unterordnen, das keinen Platz für ihn und seine Familie bereithält. Dass seine Mutter wegen ihres Kopftuchs auf Arbeit gemobbt und bei Behördengängen nicht ernstgenommen wurde, verstand er erst spät. „Von Rassismus und Diskriminierung betroffen zu sein, ist ein lähmendes Ohnmachtsgefühl. Ich wünsche es keinem. Ich musste mich schon sehr früh damit befassen, meine Mutter hat mir oft davon erzählt, dass wir hier nicht willkommen sind. Ich hab‘s nie verstanden, weil ich in Berlin geboren und aufgewachsen bin, aber ich habe das immer zu spüren bekommen.“

„Scheinbar wollen eure Beamten nicht, dass man’s stoppt: NSU, Halle, Hanau – Dikka enough is enough!“ 2020. Ilhan will gehört werden. Ilhan will nicht mehr hustlen. Ilhan will aufs Ganze gehen. Mit einem kleinen Vertriebsvorschuss in der Tasche kann er seine Musik endlich so umsetzen, wie er sie schon immer haben wollte. Hochwertig maßgeschneiderte Produktionen, an denen er selbst mitwirken kann, statt Rumpelsound aus dem Kleiderschrank – das soll seinen Hunger, seine Wut und all das, was er zu sagen und erzählen hat, angemessen untermalen. „Ich habe mein ganzes Leben lang auf diesen Punkt hingearbeitet.“ Jetzt geht es los. „Wenn es nicht funktioniert, dann werde ich nicht aufhören, bis es funktioniert.“

 

19:30 Uhr - Nashi44

“Bad Bitch Attitude – nach mir die Sintflut / Bring dich zum Schwitzen so wie Dim Sum / Eine Bombe von mir, Junge dann fliegst du / Bin ich gut drauf, bleibt es nur beim Hinflug!” (“Butterfly”)

Nashi44 steht für “ASIAN BER LIN PUSSY POWER”. So nennt die talentierte MC aus Neukölln ihre Attitüde, die nicht nur für empowernden Rap steht, sondern sie auch zur Stimme vieler betroffener Personen macht. Die vietdeutsche Rapperin aus Berlin hat sich in den letzten Jahren bereits mit Rap-Videos auf Instagram einen Namen gemacht. Im Frühjahr 2021 folgte dann das Release ihrer ersten Single “Aus der Pussy”. Die allgemeingültige Antwort auf die Frage “Wo kommst du her?” ist eine scharfe Kombination aus Sensibilisierung für anti-asiatischen Rassismus und vibendem Clubbanger. Als wäre dieses beeindruckende Debüt nicht schon Ansage genug gewesen, liefert sie nur kurze Zeit mit „Butterfly“ und „Magic Clit“ zwei weitere Better. Auf modernen Beats und mit sexy provokanten Zeilen weiß Nashi zu überzeugen und beweist, dass es sich bei ihr um alles andere als ein One-Hit-Wonder handelt. Die Newcomerin weiß mit ihrer Attitüde und ihren Skills umzugehen, präsentiert sich selbstbewusst sowie sexy und macht klare Ansagen, die empowern. Die MC liebt es, auf der Bühne zu stehen und nutzt diese Plattform auch immer
wieder, um auf Missstände und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Schon lange vor Release ihrer Debüt-EP spielt sie bereits einige Konzerte und stellt ihre Bühnenpräsenz unter Beweis. Auch die Medienlandschaft berichtet von Anfang an begeistert über die Rapperin, was im letzten Jahr nicht nur in einigen Live-Shows, sondern auch zahlreichen Interviews resultiert – unter anderem für die Deutsche Welle, das HipHop-Magazin MZEE
oder das SRF. Rap ist für Nashi auf mehreren Ebenen ein Ausdrucksmittel ihrer Emotionen sowie ab und zu auch ein Sprachrohr für diejenigen, die oftmals ungehört bleiben. Abgesehen davon möchte die junge Künstlerin Safe Spaces für ihre Community schaffen: So arbeitet Nashi bei ihren Produktionen – ob Songs oder Videos – hauptsächlich mit FLINTA*- oder BIPoc-Teams zusammen. Dies sorgt nicht nur für eine ganz eigene Dynamik
am Set oder im Studio, sondern macht die Message ihrer Tracks auch noch einmal authentischer. Durch HipHop hat die MC bereits sehr früh Kraft getankt – mit ihrem eigenen Output möchte sie nun Rückhalt und Stärke zurückgeben. Musik begleitet Nashi schon über viele Jahre, das Jazz- und Popgesang-Studium in Leipzig bricht sie jedoch ab, um sich voll und ganz auf Rap zu konzentrieren. Dass sie mit dieser Entscheidung keineswegs zu hoch gepokert hat, beweist sie mit ihren bisherigen Single-Auskopplungen ganz eindeutig. Auf ihrer anstehenden EP „Asia Box“ frontet sie, neben Punchlines über kulturelle Aneignung, auch misogyne Männer und verbindet so zwei für sie fundamental wichtige Themen. Mit ausdrucksstarken Zeilen sowie pointiertem Humor und jeder Menge Attitüde basht sie das Fetischisieren südostasiatischer Stereotypen und zeigt eindrucksvoll, wie schwere Themen auf tanzbaren Sounds funktionieren können. Nashi44s Debüt-EP „Asia Box“ erscheint am 25. März 2022 independent und enthält neben den bereits releasten Tracks noch drei bisher unveröffentlichte Songs.

20:30 Uhr - AMEWU

Die Welt brennt.

Und sie brannte auch damals schon, Mitte der Nullerjahre, als ein junger Mann in den Rap-Cyphern von Berlin auftauchte, in düsteren Kellerbars, in stickigen Jugendclubs. Sich das Mic nahm und sich mit belegter, dunkler Stimme den Rost von Seele rappte, seine mentalen Abgründe mit Szenekritik verband. Von Rassismuserfahrungen erzählte und davon, ein Schwarzer junger Mann in einem weißen Deutschland zu sein. All das mit einem hyperpräzisen Stakkato-Flow, in einem betörenden Soundgewand aus klassischem Rap, Grime und TripHop. Ein Name geisterte durch die Szene: Amewu.

Die Welt brannte auch in den Jahren, in denen Amewu sich auf unzähligen Bühnen einen Ruf als begnadeter Live-MC erspielte, zwei Alben veröffentlichte und von Fans und Kritik gefeiert wurde. Aber der blühende Rost auf seiner Seele, das Hadern mit dem Kaufen und Verkauftwerden in der Musikindustrie, all das sorgte dafür, dass Amewu neue Prioritäten fand. Auf „Leidkultur“ (2012) folgte lange kein weiteres Album. Die Bühne jedoch hat er nie verlassen: Amewu spielte seitdem nicht nur unablässig Konzerte, sondern zuletzt sogar Theater an der Berliner Schaubühne, wo er die Neuinszenierung von „Rückkehr nach Reims“ mitschrieb – und auch sich selbst auf den Leib schrieb. Amewu kehrte der Musik also nie den Rücken, blickte aber doch eine Weile aus dem Halbschatten auf die aggressive Selbstvermarktung, auf die Knochenmühle aus Gewinnmaximierung und Depression. Auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Bis er es nicht mehr ertrug, sich Mic, Stift und Papier nahm und ein neues Album schrieb.

Denn die Welt brennt.

Auf „Haben oder Sein“, seinem dritten Album, widmet sich Amewu dem Wettlauf nach Mehr und den Folgen auf Gesellschaft und HipHop-Szene, auf Herz und Seele und auf sich selbst. Bereits auf dem Opener „Amewuga“ spürt Amewu seinen eigenen Sachzwängen nach: „Liebst du Geld/Bist du ein Mensch?“, fragt er mehrdeutig, verwebt die Bedeutung seines ghanaischen Namens mit den Verheerungen des Kolonialismus und der Notwendigkeit, Brot auf den Tisch zu bringen. Auf dem Titeltrack „Haben oder Sein“ analysiert Amewu das Ausbeutungsverhältnis, das sich quer durch die Gesellschaft zieht, und erteilt den vermeintlichen Verlockungen eine Absage: „Sie bewahren sich den Schein/Sie bezahlen mit dem Schein/Fragen: Willst du für den Schein für mich arbeiten?/Nein!“ Er reist an einen unheimlichen „Plastikstrand“, über den tote Möwen kreisen, schaut auf ein steriles Meer und wünscht sich, seinen Brüdern und Schwestern einen Lichtstrahl zwischen den giftigen Wolken.

Musikalisch mäandert „Haben oder Sein“ zwischen zeitgenössischem Rap-Sound und UK-Bass- Prägung, zwischen Trap und Grime, dazwischen immer wieder subtile organische Versatzstücke als Boom-Bap-Fundament. Beats von u.a. Ghanaian Stallion, Megaloh und Clockwerk sowie Amewus Eigenproduktionen unterstreichen seine detailreich konstruierten Reimkaskaden und verleihen dem Album eine tiefdunkle Eleganz. Die moderne Herangehensweise an Sound und Attitüde sorgt dafür, dass „Haben oder Sein“ – mit allem Tiefgang und aller Dringlichkeit – fest in der Gegenwart steht.

Und so ist „Haben oder Sein“ die dringend benötigte Gegenrede zum Materialismus und Wachstumszwang. Es macht Mut, zeigt Widerspenstigkeit und Solidarität, sucht nach Verbündeten. All das werden wir brauchen.

Denn die Welt brennt.

Großer Raum im Haus 44

13:00 bis 14:00 Uhr - Selbstwirksamkeit & Community-Empowerment: Wir sind viele!

Mit diesem Workshop möchten wir auf dem Festival eine Safer Space Plattform für mit Rassismus konfrontierte Menschen anbieten und die Möglichkeit geben sich auszutauschen, gegenseitig zu stärken und Empowerment-Strategien kennenzulernen, um im Alltag ein gutes Standing gegen Mikroaggressionen und Alltagsrassismus zu entwickeln.

Der Workshop richtet sich nur an Menschen mit Rassismuserfahrung. Bitte nimm nur teil, wenn du dich als BIPoC, PoC , oder afrodiasporisch identifizierst und / oder dich in einer besonders marginalisierten Community, wie Indigenous, Asiat*innen, Muslim*innen verortest.

14:00 bis 15:00 Uhr - Selbstverteidigungsworkshop mit Tahira Siddiqui

Hello, mein Name ist Tahira und ich trainere seit über 10 Jahren Tae-Kwon-Do. Ich liebe den Kampfsport aus vielen Gründen. Beispielsweise findet man sich in Situationen wieder, in denen es kein Ausweg zu geben scheint. Doch im Kampfsport wird einem gelehrt wie man gezielt Techniken einsetzt um solche Situationen erfolgreich zu bewältigen. Und genau dieses Gefühl liebe ich es an andere Frauen weiterzugeben. Denn das Know How solcher Techniken, hat einen großen Impact auf unsere mentale Gesundheit und hilft uns einen gesunden und starken Umgang mit Schwierigkeiten zu finden. Falls du Interesse hast, dann komm gerne vorbei!

Nur mit Voranmeldung unter: festivalgegenrassismus_stgtt@riseup.net

15:00 bis 16:00 Uhr - Respekt geben! Respekt teilen!

Inselbad 4, Freibad Untertürkheim.
Respektlotsen unterwegs und im Gespräch mit den Badegästen.

Wer einem Menschen mit Respekt begegnet, macht zwei Menschen glücklich. Vorstellung des Projekts „Respektlotsen“ der Landeshauptstadt Stuttgart mit Erfahrungsberichte der Stuttgarter Respektlotsen und praktischen Übungen zur respektvollen Kommunikation.
Übungsleiter: Netice Kolb (GES) und Kevin Gurka (LHS Stuttgart)
Informationen zum Stuttgarter Respektlotsenprojekt unter:
https://www.stuttgart.de/respektlotsen

Respektvolle Ansprache als Schlüssel

Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen und Plastikbecher, laute Telefonate in der U-Bahn – immer wieder stören uns Situationen, die wir gerne ansprechen möchten. Aber: Wir sind verärgert und das lassen wir unser Gegenüber bei der Ansprache auch wissen. Das Resultat unserer Kommunikation ist meist weniger erfreulich als gedacht. Das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation liegt in der inneren Haltung. Wer einem Menschen mit Respekt begegnet, macht zwei Menschen glücklich und erreicht beim Gegenüber ein Nachdenken.
Seit August 2020 sind in Stuttgart sogenannte Respektlotsen im Einsatz, die genau das tun: Sie reden respektvoll und auf Augenhöhe mit Stuttgarter Jugendlichen – in Parks, in Freibädern und auf der Straße.
Im Workshop berichten die Respektlots*innen von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen im Projekt „Respektlotsen“ der Landeshauptstadt Stuttgart. Im praktischen Teil sind die Teilnehmenden dann selbst gefordert, anhand ausgewählter Situationen aus der Praxis respektvolle Kommunikation zu üben und über ihre Erfahrungen zu berichten. Übungsleiter sind Netice Kolb vom Gemeinschaftserlebnis Sport und Kevin Gurka von der Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart.

Das Projekt „Respektlotsen“ ist eine Kooperation der Stabsstelle Kommunale Kriminalprävention und der Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart.
Projektpartner sind das Gemeinschaftserlebnis Sport (GES), die Bäderbetriebe Stuttgart, die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft und der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart.

Informationen zum Stuttgarter Respektlotsenprojekt unter:
https://www.stuttgart.de/respektlotsen

Saal im Haus 44

15:00 Uhr - Vortrag zur Ausstellung von Serge Palasie

In einem 45-minütigen Vortrag wird Serge Palasie auf Details der Thematik eingehen, die in der Ausstellung selbst keinen Platz gefunden haben und tiefer einsteigen. Es ist nicht notwenig, die Ausstellung vorher gesehen zu haben. Der Vortrag finden am Ausstellungsort statt – davor und danach kann die Ausstellung besichtigt werden.

 

 

"Schwarz ist der Ozean" von Serge Palasie

Klar ist: Das Thema Flucht bleibt aktuell. Oft wird zwischen „guten und schlechten“ Geflüchteten unterschieden. Gerade aus Afrika geflüchtete Menschen werden oft abwertend als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet, die es sich „im gemachten Nest“ auf Kosten der Aufnahmegesellschaft bequem machen wollen. Aber globale Ungleichheiten und Rollenzugschreibungen, Rassismus oder Klimaungerechtigkeit lassen sich ohne einen Blick auf die Geschichte nicht klären.
Der Blick auf Flucht ohne Beachtung der (historischen) Hintergründe gleicht einem Blick auf einen Eisberg. Neunzig Prozent befindet sich unter der Wasseroberfläche. Diesen unsichtbaren Teil –
eine Umverteilungsgeschichte mit weltweiten Folgen bis in die Gegenwart – behandelt die Ausstellung.
Wichtig: Bei der Behandlung von gut 500 Jahren Geschichte geht es um das Big Picture. Vieles muss unberücksichtigt bleiben. Fokus: Atlantischer Raum.
15:00 Uhr – Vortrag zur Ausstellung von Serge Palasie

In einem 45-minütigen Vortrag wird Serge Palasie auf Details der Thematik eingehen, die in der Ausstellung selbst keinen Platz gefunden haben und tiefer einsteigen. Es ist nicht notwenig, die Ausstellung vorher gesehen zu haben. Der Vortrag finden am Ausstellungsort statt – davor und danach kann die Ausstellung besichtigt werden.

"Black is beautiful" von Amina Ousman-Daouda

Black is Beautiful ist ein Fotoprojekt, das 2020 von Amina Ousman-Daouda ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projekts war und ist es, gegen Rassismus in Schönheitsidealen vorzugehen und durch Fotografie die verschiedenen, schönen Facetten schwarzer Menschen aus dem Raum Stuttgart zu zeigen. Amina gestaltete innerhalb des Projektes ein über 300-seitiges Buch, das insgesamt 48 BPoC (Black People of Color) aus dem Raum Stuttgart abbildet und dem Leser vorstellt. Außerdem beschäftigt sich das Buch inhaltlich mit den Vorstellungen der fotografierten Personen, von Schönheit und den Erfahrungen, die sie mit Vorurteilen gemacht haben.
Im Frühjahr 2022 veröffentlichte sie eine Sonderausgabe „Black is Beautiful – Stories“. In dieser neuen, kompakteren Variante bekommt man auf 76 Seiten die neuen Gesichter der „Black is Beautiful“-Familie zu sehen. Ein paar Dinge haben sich im Vergleich zum ersten Buch geändert, aber das Grundprinzip ist gleich geblieben. Aufklären, ermutigen, inspirieren, empowern!

 

Der Ökologische Fußabdruck – wie können wir nachhaltiger leben?

Alle können durch die Änderung ihres Konsumverhaltens einen Beitrag zur Transformation leisten. Mit dem Ökologischen Fußabdruck kann ermittelt werden, wie nachhaltig unser Lebensstil ist und wo noch Handlungsbedarf besteht bzw. wie Nachhaltigkeit in unsere Lebensstile integriert werden kann.

Die Art wie wir in dem Globalen Norden bzw. Industrieländern wird von der Folgen des Kolonialismus geprägt. Seit der Eroberung Amerikas werden die Länder des Globalen Südens in der Rolle der Rohstofflieferanten festgehalten. Damit die Industrieländern ihren Lebensstandard weiter behalten können. Das Konsummuster im Globalen Norden ist oft verschwenderisch. Das ist auch eine weitere Folge des Kolonialismus. Bis heute leiden viele Länder des Globalen Südens unter den Folgen des europäischen Kolonialismus: Dumpingpreise, prekäre Arbeitsverhältnisse (Knapp 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in den Ländern des Globalen Südens befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen), Armut usw.

Ein Angebot des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.

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